Wenn viele Leute gleichen Alters und Standes zu gleichem Zweck beisammen sind, sich einander kennen lernen und miteinander verkehren, da findet sich wenigstens bei einigen eine gewisse Harmonie, die in ihnen den Wunsch erregt, aus dem Beisammensein eine enge, freundschaftliche Vereinigung zu bilden, sich untereinander zu enger Freundschaft zu verbinden. Dieses war auch das Motiv der Gründung des Clubs"Minerva". Am 30ten Octobr. 1854, bald nach der Eröffnung der Baugewerkschule, vereinigten sich sieben Schiller im lause des Gastwirts Herrn Simon und gründeten den Club “Minerva“. So steht es geschrieben in der Chronik der Verbindung "Hannoverania", die im Semester 1858/59 die Erlaubnis zur Bildung einer Verbindung erhielten und am 24. Oktober 1858 den früheren Club ‘Minerva“ für aufgehoben und die neue Verbindung unter dem Namen "Hannoverania" für aufgetan erklärten. Während die ersten Versammlungen noch im Hause des Gastwirts Simon stattfanden, wurde schon im Herbst 1856 zum "Anker" gewechselt. Da sich jedoch - laut Chronik - der Gastwirt Rische oftmals sehr grob benormen hatte, wurde am 10. Januar 1864 mit Freuden in die neue Konstante Weser-Pavillon bei Gastwirt Simon eingezogen. So wechselte im Verlauf der Jahrzehnte die Konstante in die Gaststätten von Theben, Hunte, ins Victoria- Hotel, in das Voßesche Gasthaus in der Weserstraße, im Blauen und wieder zu Simon und zum Anker.
Die Geschichte der "Hannoverania"
Es folgt ein Auszug aus dem Buch "Der hohe Wall" ................wird nachgereicht.
Für uns war es ein Glücksfall, dass am 6. Mai 1952 die Reaktivierung der "Hannoverania" in dem Gasthaus Kindermann, Lange Straße 93, Besitzerin Frau Maria Burg stattfand. 111er wurde uns freundlicher Weise das "Rühmkorffstübchen" zur Verfügung gestellt, das der Rühmkorffbund 1950 in dem Clubzimmer eingerichtet hatte. Tante Mariechen‘ sorgte sich sehr um uns und wir fühlten uns bei ihr wie zu Hause. Sie identifizierte sich voll mit der "Hannoverania". Auf unserem erster Weihnachtskommers am 19. Dezember 1954, zu dem auch unser Corpsbruder Günter Wehner al. Neptun aus Pforzheim gekommen war, legte er uns der Plan für ein Verbindungshaus vor:
Etliche Studentenzimmer und ein großer Kneipraum, ein Flachbau mit weit überragendem Dach über dem Eingang, darin eine große Öffnung, durch die ein ausladender Baum wuchs.
Aber wer sollte so etwas wohl bezahlen, wo es zu diesem Zeitpunkt doch allen noch am Nötigste fehlte, wo jeder Absolvent der Staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen glücklich war, eine Anstellung als junger Ingenieur zu finden, wo wir noch nicht einmal - außer den Ehrenaltherren - einen einzigen Alten Herren hatten, der schon Geld verdiente und angezapft werden konnte.
Ein Wunschtraum, der bald wieder in Vergessenheit geriet zumal wir uns von allen Nienburger und auch befreundeten Verbindungen wohl am glücklichsten schätzen durften, in Tante Mariechen nicht nur eine Wirtin, sondern bei Tante Mariechen Burg wirklich ein Zuhause gefunden zu haben . Als das Rühmkorffstübchen für unsere große Corona zu eng wurde, schloss Tante Mariechen kurzerhand mittwochs um 18.00 Uhr die Gaststätte, da ja abends "ihre Hannoverania" die Räumlichkeiten benötigte. | |
Lisa Sutor und Tante Mariechen |
Wenn es dem Esel zu wohl geht, will er bekanntlich nach einem alten Sprichwort aufs Eis. Anders sind wohl die folgenden Bestrebungen nicht zu deuten, wobei ich hiermit keinesfalls unterstellen will, dass die an der Initiative Beteiligten nun Esel sind. Jedenfalls fand doch wieder der Wunsch Nahrung, in eigenen Räumen die Kommersabende zu veranstalten.
Bescheidener als in dem Entwurf von Günter Wehner al. Neptun, erstellten einige Corpsbrüder, unter ihnen Johann-Friedrich Saßnick al .Magnus, Friedhelm Flöttmann al. Blume und Alfred Claw al. Figaro, Pläne über einen Ausbau der hinter dem Schießstand ungenutzten Räume in Tante Mariechens Haus. Aber die Begeisterung war nur einseitig und wurde von der Besitzerin, "Tante Mariechen" nicht geteilt. So geriet auch dieser zweite Versuch wieder in Vergessenheit.
Im Sommer 1969 eröffnete uns dann Georg Burg, dass seine Mutter die Gaststätte allein nicht mehr fuhren könnte. Seine Überlegungen und Berechnungen, die Gaststätte so weit umzubauen und zu vergrößern, dass sie mit Angestellten wirtschaftlich geführt werden kann, ließen sich jedoch nicht realisieren. Also musste sie geschlossen werden, wurde als Eisdiele verpachtet und erfreut sich weiterhin eines guten Zuspruchs.
Unsere Konstante Rührmkorffstübchen war nicht mehr. In einer Eisdiele fühlten wir uns nicht wohl. So zogen wir um in die Gaststätte Witte in der Verdener Landstraße zu Frido Vogel. Der Raum war kahl • im Winter schlecht geheizt, rundum alles unpersönlich — es fehlte eben überall Tante Mariechen.
Die Aktivtas merkte es im Rückgang der Mitgliederzahl. und es tauchte wiederum der Gedanke nach zumindest einem eigenen Raum auf. Unter des AHP Otto Uthe al. Amor Federführung versuchten mehrere Corpsbrüder, den Rühmkorffbund davon zu überzeugen, in unserer neuen Konstanten Gaststätte Witte die alte Scheune, die zum Teil als Fahrradwache genutzt wurde, als gemeinsamen Raum auszubauen.
in der Verdener Landstr. |
Der Rühmkorffbund hatte ja auch sein Rühmkorffstübchen verloren und alle erhaltenswerten Dokumente und Andenken in den Kellern bei verschiedenen Bundesbrüdern eingelagert. Jedoch zeigte sich der Rühmkorffbund wohl auch wegen der Kosten (ca. 15.000 — 20.000 DM) unlustig, und uns allein war es doch zu viel Geld, das hier in ein fremdes Haus investiert werden sollte. Hinzu kam der Tod des Pächters Frido Vogel, und mit dem neuen Pächter versprachen wir uns keine sehr lange “Ehe". |
So feierten wir am 2. November 1974 unser 120. Traditionsfest im Weserschlösschen und auf dem schon zur ständigen Einrichtung gewordenen Frühschoppen am darauf folgenden Morgen wurde eine Idee geboren, die anschließend von den Alten Herren Manfred Deppe al. Clabus und Hermann Ommen al. Bobbel vom Weserwall aus in Augenschein genommen wurde:
Ob es nicht möglich ist, in diesem alten Gemäuer, das schon einmal Anfang der Dreißiger Jahre und auch jetzt wieder wegen Baufälligkeit abgerissen werden sollte, ob nicht in diesem letzten Überbleibsel des ehemaligen Schlosses der Grafen zu Hoya. diesem alten Turm aus dem 13. Jahrhundert, dem Stockturm ein neues Zuhause, ein eigenes Haus zu finden?
Dieser Wunsch war schon im Jahre 1954 bis 1956 sehr konkret.
Darüber bestanden Planungen von Joachim von Hinten al. Caesar, Manfred Deppe al. Clabus, Dieter Temme al. Hecht,
Gerhard Wojahn al. Osram, Günther Wehrhahn al. Pippin, Fritz Pommerien al. Gambrinus, EAH Werner Sutor und mir, skizziert und durchgesponnen.
Der Lagerschuppen zwischen Tante Mariechens Klo's und Kleopratas Gemächern (wohl der Idealentfernung wegen) sollte als corpseigener Kneipraum ausgebaut werden.
Die Initiative und Belastungswilligkeit der Corpsbrüder waren reichlich vorhanden.
Es fehlten nur die Finanzmittel.
Die einzige "anzapfbare" Quelle seinerzeit Ehrenaltherr (EAH) H.F. Wiebe rann sehr zähflüssig.
Den Stockturm hatten - was mich heute sehr verwundert - selten einmal - wenn überhaupt - Freihandzeichner entdeckt.
Für uns war der Wunsch nach einem eigenen Haus ein wunderschöner Traum, der uns in jeder Lage, gern und oft, im Hellen und im Dunklen, nass und trocken, immer beschäftigte.