Die Arbeitseinsätze

Unsere Arbeitseinsätze
 
von Johann-Friedrich Saßnick al. Magnus

 

Man stelle sich vor:
Die Mitgliederzahl des Stockturm e. V. schnellte in ca. 4 Wochen auf fast 50 Mitglieder hoch. Alles Architekten und Ingenieure - Alles Fachleute mit handwerklicher Grundausbildung.
Und hier ist die dritte große Leistung des Corps Hannoverania zu erwähnen.

Alle stellten sich vorbehaltlos hinter die Anweisungen des Bauausschusses und führten ohne Wenn und Aber die übertragenen Arbeiten durch.
Die ersten Arbeitseinsätze "vor Ort" begannen am 1.3.1975 mit insgesamt 13 Corpsbrüder und Altenherren des Corps Hannoverania.

Wir räumten auf.
Am 8.März waren dann schon 17 Leute da, - und räumten auf.
Insgesamt so an die 27 LKW voll Schutt wurden in der ersten Phase abgefahren. So ging es einige Wochen weiter, stets waren zwischen 8 und 17 Helfer zu den Arbeitseinsätzen bereit.
Mancher fuhr dafür 150 km und mehr. Und schon am 19.6.75 wurde Richtfest gefeiert. Wen wundert's, feiern wir doch alle viel lieber als zu arbeiten.
Bezeichnend für den Teamgeist - schon nach dem siebten Arbeitseinsatz mit weit über 700 geleisteten Arbeitsstunden waren 36 verschiedene Helfer, 'die inzwischen auch fast alle dem Stockturm e.V. beigetreten waren, mit von der Partie.

Federführend für die Einsatzpläne, die an alle verschickt wurden, war Wilfried Haller.
So wurden alle Reserven mobilisiert und die Schar der Mitwirkenden wurde immer größer.

 

Die wenigsten davon waren Eintagsfliegen. Aber nicht nur mit Hammer und Kelle wurde gearbeitet. Manche Stunde ging für Koordinierung, Materialbeschaffung, Finanzierung, Planung und Behördengänge drauf. Nicht zuletzt sorgte Gerhard Misol durch seine ständige Bilddokumentation für ein Werk von bleibendem Wert. Und als die Finanzierung ins Stocken geriet, bürgten 4 Mitglieder für einen Überziehungskredit bei der Bank. Auch verlangte der Regierungspräsident eine verbindliche Erklärung, dass wir mit den Arbeiten bis zum 15.10.75 fertig zu sein hätten.
Nur dann bewilligte er uns als Zuschuss 10.000,-DM. Natürlich war nicht daran zu denken, aber um des Zieles willen hätten wir noch ganz andere Dinge zugesagt.

Immerhin wurde das erste Ziel - den Stockturm zur 95o Jahrfeier von außen fertig renoviert zu haben - erreicht. Selbst der Kneipraum und das Museumsstübchen im Erdgeschoß waren am 18.9,75 fertig. Eine grandiose Leistung dank des unermüdlichen Einsatzes der Mitglieder. Alle, die den ersten Kommers im Stockturm erlebt haben, reihen diesen Tag in die geringe Anzahl der unvergeßlichen Tage ein.

Wir hatten aber auch Hilfe von außen. Neben 3 Corpsbrüdern, die ihre Semesterferien voll in den Dienst der Arbeit am Stockturm stellten, halfen auch die britischen Streitkräfte mit erheblichen Arbeitseinsätzen. So konnten die (urlaubsbedingten) Sommermonate trotz etwas schwächerer Besetzung voll durchgehalten werden.

 

 

 
Die Stadt Nienburg stellte die Hausanschlüsse, die Hastra die Turmbeleuchtung kostenlos zur Verfügung.

Manch eine Firma und auch manch ein Bürger fühlte sich durch die ständige Berichterstattung in der Tageszeitung - Die Harke - angesprochen, uns wenigstens im kleinen Rahmen zu helfen. Manchmal wurde auch durch etwas gezielte Nachfrage die Entscheidung "erleichtert".

Der Rühmkorffbund startete eine Spendenaktion und so kann man die Liste der kleinen und großen Helfer beliebig fortführen. Selbst das Finanzamt gestattete uns, unseren Grillplatz zur Hälfte auf
ihrem Grundstück anzulegen, da der Platz am Stockturm auf eigenem Grundstück viel zu klein war.

Erwähnenswert ist in jedem Falle die Hilfe eines Nienburger Bürgers-
Herrn Eberhard Gast - der, angesteckt durch unseren Enthusiasmus und auch durch unsere Fröhlichkeit bei den Arbeitseinsätzen, zu uns stieß und mit anpackte. Er wurde später als Ehrenaltherr in die Verbindung Hannoverania, die Initiator der Stockturmrenovierung war, aufgenommen und erhielt den Biernamen : Stock.

 

Aber wer rastet, der rostet.
Der befürchtete Einbruch nach der Einweihung des Kneipraumes blieb aus. Wir gingen an die beiden oberen Geschosse und alle, alle kamen wieder. Die Zahl der Helfer war inzwischen auf weit über 5o angewachsen. Und wer glaubte, nicht mitmachen zu können, durfte sich gerne finanziell beteiligen. Bedarfslisten für Materialien und Leistungen wurden manch einem Mitglied oder auch Nahestehendem untergeschoben. Oft mit Erfolg.
Nahm der Umfang der Arbeiten doch immer größere Formen an. Je mehr wir in die Materie einstiegen, je mehr wir freilegten und je mehr wir uns mit dem Bauwerk auskannten und auch je mehr wir uns mit dem Turm identifizierten, um so größer wurden die Anforderungen und um so weittragender die Beschlüsse und Entscheidungen.

 
   
   


Im Bauausschuss war die Arbeit wirklich auf alle Schultern gleichmäßig verteilt, und jeder wirkte in dem ihm zugewiesenen Bereich. Entscheidungen fielen aber gemeinsam. Durch die Wegnahme der alten Kamine und Schornsteine, die bei einer Größenordnung von ca. 1,80 x 2,20m Grundfläche so eben mal auf die Holzbalkendecke gestellt waren, musste ein neuer Schornstein eingezogen werden.
Als das Gerüst stand, stellten wir fest, dass das Gesims und große Teile des Fachwerks im obersten Geschoß verfault waren.

Die Fachwerkausmauerungen mussten erneuert werden. Im Zuge der Arbeiten an den Traufen beschlossen wir, auch die wirklich nicht mehr ganz in Ordnung gewesene Dachhaut zu erneuern.

Durch Brandschäden im Innern des Gebäudes, aber auch durch Anobienbefall waren einige Bauteile zerstört

...........und der viele Schutt  

v.l.: Werner Kochta al. Heizer und Gert Paech al. Hagen

   
   
So kam das eine zum anderen, aber auch positive Überraschungen erlebten wir. Wir legten interessante Mauernischen (Schranknische im Kommersraum und Nischen im 2. Obergeschoß) und Fenster, die durch den alten Schornstein zugemauert waren, im 1. und 2. Obergeschoß und die Verbindungstreppe vom Erdgeschoß zum 1. Obergeschoß frei.
Diese Treppen waren früher im ganzen Turm vorhanden.
Durch den Einbau der Erker wurden diese Treppen unterbrochen bzw. nicht mehr nötig, da außen ein neues Treppenhaus angebaut wurde. So ist der Wechsel des gotischen Ursprungs des Gebäudes zu den Renaissanceerweiterungen zustande gekommen. Und weil wir nun ein Gerüst hatten (auch eine Spende), wurde die ganze Fassade abgesäuert und heiß abgewaschen. Hier gab uns der Landeskonservator Herr Dr. Boeck wertvolle Ratschläge.

Angeführt werden muss noch, das so ein Haus eigentlich nie fertig wird.
Wurde erst noch der Keller ausgebaut (wofür wohl?), folgte dann der Spitzboden. Hier wurde das Archiv und eine Notunterkunft für Gäste eingerichtet
 
   

 

8.5.1976 : Günther Meyer al. Bloom Günther Wehrhahn al. Pippin bei der
Erneuerung der Stufen des Verbindungs
ganges zwischen Erdgeschoß und
1. Obergeschoss. Dieses ursprüngliche
Treppenhaus wurde bei den Abbruch-
arbeiten freigelegt.
Pippin mit Gerhard Misol al. Klack

 

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